„Das Projekt ist nicht von der Stange" -
Die Bonifatiusschule Bad Salzschlirf erhält einen Anbau an das denkmalgeschützte Gebäude und wird barrierefrei


Seit 113 Jahren lernen Kinder in diesem prächtigen Schulgebäude. Entsprechend wurden die Räume der denkmalgeschützten Immobilie über die Jahre hinweg immer wieder angepasst und umfunktioniert. Doch mittlerweile ist die Schule, die zweizügig ist, ganz und gar zu klein: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist auf aktuell 133 gewachsen. Deshalb hat der Landkreis als Schulträger im vergangenen Jahr zwei Klassenräume in modularer Bauweise errichtet. „Dadurch konnte der Musikraum wieder zum Musikunterricht genutzt werden“, sagt Markus Reichel vom Gebäudemanagement des Landkreises Fulda, und ergänzt: „Aber es war klar, dass die Bonifatiusschule grundsätzlich umstrukturiert und erweitert werden muss: Verwaltung und Nachmittagsbetreuung befinden sich derzeit im Dachgeschoss, der Brandschutz muss auf den neuesten Stand, und die Barrierefreiheit ist ebenfalls ein wichtiges Thema.“

Prächtiges Ensemble: Die Bonifatiusschule wird ihm hinteren Bereich Richtung Hermann-Vollrath-Straße vergrößert. Der hübsche Anblick (rechts das Rathaus) bleibt unverändert. Foto: Sebastian Mannert

Anfangs prüften die Fachleute noch einen Ausbau des Dachgeschosses, verwarfen diese Pläne allerdings rasch. „Das wäre zu aufwändig und kompliziert geworden und mit so vielen Einschränkungen im täglichen Unterricht verbunden gewesen, das war gar nicht zu verantworten – zumal die Eingriffe in das historische Dach ohnehin viel zu massiv wären “, sagt Jürgen Obermeier, der die Liegenschaft nicht nur als Fachdienstleiter Gebäudemanagement gut kennt: Er leitet jetzt den Neu- und Umbau des Gebäudes, in dem er selbst die Schulbank gedrückt hat. Jetzt wird mit dem Neubau vieles schöner und effizienter – und es gibt mehr Platz: Etwa 450 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche vergrößern die gesamte Fläche auf knapp 1400 Quadratmeter. Möglich wurde das, weil das Nachbargrundstück zum Verkauf stand. Bürgermeister Matthias Kübel ist sehr froh darüber, dass die räumliche Enge „nun in guter Kooperation mit dem Landrat, der sich für die Lösung stark gemacht hat, beseitigt werden kann. Besonders erfreulich ist, dass die Möglichkeit der Erweiterung aus dem Förderprogramm der Innenentwicklung eröffnet wird. Das im Abriss befindliche Gebäude wurde ja unter anderem mit Mitteln des Kreises durch die Gemeinde erworben, bevor es der Landkreis seinerseits gekauft hat.“ 

„Wir öffnen den Schulhof, und beziehen das neue Areal mit ein“, sagt Jürgen Obermeier und skizziert die Maßnahme: „Es wird einen eingeschossigen Bau geben, in dem sich die Mensa befindet, die auch als Aula genutzt werden kann. In einem weiteren Gebäude mit zwei Etagen sind im Erdgeschoss Verwaltung, Lehrerzimmer und Toiletten untergebracht, im Geschoss darüber zwei Klassenräume.“ Die beiden Neubauten werden mit dem historischen Gebäude über ein neues Treppenhaus verbunden, das gleichzeitig einen Lifter erhält, der alle Etagen erschließt. Mit dem neuen und erstmals ebenerdigen Eingang wird auch der Zugang barrierefrei. 

„Das ist eine große und interessante Aufgabe“, sagt Markus Reichel. „Wir haben hier viele Ecken, müssen Geschosse von Neubau und historischem Gebäude ausgleichen. Wir reißen ein Haus ab, das sich direkt an die Schule schmiegt und bauen ein neues wieder dran, das wir klug verbinden müssen. Dieses Projekt ist wirklich nicht von der Stange.“ 

Entsprechend wird sich auch im bestehenden Gebäude allerhand ändern. Dort soll ebenfalls zwischen je zwei Klassenräumen eine gemeinsame Mitte entstehen, ein Differenzierungsraum, der von beiden Klassen genutzt werden kann. Das jetzige Lehrerzimmer wird wieder zum Klassenraum, der Flur zur Freifläche, im Dach werden Elternsprechzimmer eingerichtet, und es gibt Platz für Lagermöglichkeiten.
„Wir freuen uns sehr  über die Erweiterung und Sanierung“, sagt Rektorin Nina-Camilla Wagner und ergänzt: „Eine moderne und kindgerechte Schule ist ein Ort, an dem Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulpersonal  gerne einen Teil ihrer Lebenszeit verbringen. Sie unterstützt die Kinder beim Lernen und die Lehrkräfte bei ihrer Arbeit, sie ermöglicht Inklusion, bietet Freiraum zur Umsetzung kreativer Ideen und Platz zur Entfaltung.“

Gebaut wird in zwei Abschnitten. Den Beginn macht in diesem Herbst der Rückbau der beiden Gebäude auf dem Nachbargrundstück. Danach folgt die Errichtung der Neubauten bis etwa Ende 2021. Im zweiten Abschnitt wird das vorhandene Schulgebäude ausgebaut und saniert sowie die Außenanlage hergerichtet. Die Fertigstellung ist für etwa Mitte 2022 geplant.

Für den Bürgermeister ist das Vorhaben eine große Freude: „Es ist gut, dass die Schule ausgebaut und modernisiert wird. Das stärkt den Grundschulstandort und fördert die Attraktivität der Gemeinde für Familien. Und ich denke, dass die Gemeinde insgesamt in vielen Bereichen davon profitieren wird.“

Blick auf die hintere Fassadenfront mit dem denkmalgeschützten Schulgebäude: Bisher verlief die Grenze zum Nachbargrundstück längs der Überdachung im Hofbereich. Nun wird links davon das alte Wohnhaus samt Scheune abgerissen, ebenso ein Teil der Überdachung. Auf dem Wiesengelände, das sich bis zur Turnhalle an der Hermann-Vollrath-Straße erstreckt, werden zwei Gebäude (Verwaltung, Klassenräume und Mensa) errichtet, die an das historische Schulhaus anschließen. Foto: Markus Reichel

Info

Das Gebäude der Bonifatiusschule, die 1980 nach dem Apostel der Deutschen benannt wurde, ist von der Gemeinde in den Jahren 1906/1907 unter Bürgermeister Karl Post erbaut worden. Zuvor – seit 1819 – fand der Unterricht im heutigen Rathaus statt, wo auch der Erste Lehrer seine Wohnung hatte.

1952 wurde die Schule um zwei Klassenräume und einen Hauswirtschaftsraum erweitert. 1962 folgte der Bau der Turnhalle. 1999 schloss sich eine Erweiterung um einen Klassenraum an, und die Dusch- und Umkleideräume wurden umgebaut. Erneuert wurde damals auch das Dach der Schule mit Gauben und Türmchen, und die Fassade erhielt einen neuen Anstrich.

133 Schülerinnen und Schüler werden aktuell in der Grundschule von zehn Lehrkräften unterrichtet. Schulleiterin ist Nina-Camilla Wagner.

Die Entwurfsplanung lag in den Händen des Büros Wuttke.Weber Architekten (Fulda), die Ausführung der Baumaßnahme übernimmt das Architekturbüro Swoboda (Großenlüder).


Die Serie

Der Landkreis Fulda investiert im Jahr 2020 rund 23 Millionen Euro in die

Schulen in seiner Trägerschaft. Unter dem Titel „Bauen auf Bildung“ werden in loser Reihenfolge Beispiele der etwa 25 aktuellen Maßnahmen zum Bau, zur Sanierung,

Erweiterung und Ausstattung vorgestellt.
In der Ausgabe vom 19. September ist der erste Teil erscheinen, der sich dem Gymnasium Winfriedschule widmet.