Zur Begrüßung erinnerte Bürgermeister Kübel an den Abend des 9. November 1938 an dem in konzertierter Aktion der Nationalsozialisten jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger angegriffen, gedemütigt und ermordet wurden. Er erinnerte an die auch in Bad Salzschlirf lebenden jüdischen Mitbürger anhand des Textes des im Jahr 2019 aufgestellten Gedenksteins.
Zum Gedenken/ an unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger,/ die in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945/ Demütigungen und Bedrängnis erfahren haben,/ das Land verlassen mussten,/ ihr Hab und Gut verloren haben,/ zur Ableistung von Zwangsarbeit verpflichtet wurden,/ den Repressalien nicht widerstehen konnten/ und in den Freitod gingen,/ in die Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden,/ die nur im Versteck überleben konnten. / Es endete eine viele Jahrzehnte anhaltende jüdische Geschichte in unserem Ort./ Eine Geschichte von Menschen, die durch ihr Leben und ihre Arbeit/ im Handwerk und Handel, im Kurbereich und in Heilberufen/ unsere Gemeinde geprägt haben./ Die Gemeinde Bad Salzschlirf
Nach der Kranzniederlegung verlas Michael Passarge den folgenden Text nach Brunhilde Kantz:
Wir gedenken in Demut der Reichspogromnacht
Nacht der Grausamkeit und Schrecken,
die machtvoll uralte Ängste wecken
Krachendes Glas
und splitternde Scherben
Zerschlagende Stöcke
Zerstörender Hass
eilt durch Straßen und Gassen.
Angstvolle Schreie
im Klirren zerspringender Fensterscheiben
und überall Menschen, die leiden
Gewalt trägt Entsetzen
Mordende Fratzen,
zerstörte Gesichter
Geschürter Hass,
wohl organisiert
explodiert in der Nacht,
die über zu viele Menschen Schrecken
und Not gebracht.
Die Maske der Wut tobt mit Genuss,
findet kein Ende bis alles brennt,
im ganzen Land ist Gewalt enthemmt
Selten nur Mitleid,
Hilfe tät Not, doch in dieser Nacht lag beides tot.
Es siegte die Gier, Hass wurde poliert
und Courage erstickte im Qualm von Qualen
Wir gedenken in Demut der Reichsprogromnacht